Ehe mit Carlota Thorkildsen

Die Norwegerin Carlota Thorkildsen (1904–1980) ist Willy Brandts erste Ehefrau. Sie heiraten im Mai 1941 in Stockholm, rund ein halbes Jahr nach der Geburt der gemeinsamen Tochter Ninja. Ende 1944 trennen sich die Eheleute. Die Scheidung erfolgt 1948.

Liebesbeziehung in Oslo

Nach mehreren Jahren in Paris arbeitet Carlota Thorkildsen in den 1930er Jahren als Sekretärin am Institut für vergleichende Kulturforschung in Oslo. Sie begegnet dem acht Jahre jüngeren Willy Brandt zum ersten Mal 1935. Doch erst vier Jahre später verlieben sich die beiden ineinander. Zu diesem Zeitpunkt ist Brandts langjährige Freundin Gertrud Meyer bereits in die USA übergesiedelt.

Das neue Paar zieht bald zusammen in eine Wohnung nahe der Osloer Universität. Am 9. April 1940, als die Besetzung Norwegens durch die deutsche Wehrmacht beginnt, teilt Carlota ihrem Partner mit, dass sie ein Baby von ihm erwartet.

Schwierige Ehe im Stockholmer Exil

Tochter Ninja erblickt am 30. Oktober 1940 in Oslo das Licht der Welt. Der Vater lebt da bereits in Schweden, wohin er im Sommer 1940 geflohen ist. Mutter und Kind kommen Mitte Mai 1941 nach. Noch im selben Monat heiraten Carlota und Willy auf einem Stockholmer Standesamt. Der gemeinsame Name der kleinen Familie ist Frahm. Sie wohnt im idyllischen Vorort Hammarbyhöjden, wo viele norwegische Flüchtlinge leben.

Für den Unterhalt sorgt das Paar gemeinsam. Während er als Journalist arbeitet, ist sie in der Pressestelle der norwegischen Gesandtschaft in Stockholm beschäftigt. Materielle Sorgen haben sie keine. Doch als Willy Brandt sich Anfang 1944 in Rut Bergaust verliebt, stürzt die junge Ehe in eine tiefe Krise. Monatelang geht es hin und her; mehrmals zieht er aus der gemeinsamen Wohnung aus und wieder ein. Erst zum Jahreswechsel 1944/45 ist die Trennung endgültig.

Scheidung ohne Groll

Willy und Carlota, die 1948 voneinander geschieden werden, gehen ohne dauernden Groll auseinander. Sie unterstützt es, dass er engen Kontakt zu seiner Tochter hält, die in den 1950er Jahren fast jeden Sommer für mehrere Wochen nach Berlin kommt. Rut, Willy Brandts zweite Ehefrau, nimmt Ninja wie ein eigenes Kind auf. Zwischen den beiden Müttern entsteht ein freundschaftliches Verhältnis.

Carlota Thorkildsen, die nicht mehr heiratet, ist beruflich sehr erfolgreich. In Oslo, wohin sie nach Kriegsende 1945 zurückgekehrt ist, gründet sie eine Literaturagentur. Sie handelt mit Übersetzungsrechten und vermittelt Manuskripte ausländischer Autoren an norwegische Verlage. Dazu zählen schließlich auch die Bücher Willy Brandts.


Literaturhinweise:

Willy Brandt: Mein Weg nach Berlin. Aufgezeichnet von Leo Lania, München 1960.

Torsten Körner: Die Familie Willy Brandt, Frankfurt a. M. 2013.

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